Hilfe zur Selbsthilfe
Der Ausdruck „Akupressur“ dürfte vielen Menschen bekannt sein, aber was genau ist damit gemeint? Und was kann die Akupressur leisten? Hier heißt es genauer hinzuschauen.
Der eigentliche Begriff besteht aus zwei lateinischen Wörtern, acus „Nadel“ und premere „drücken“. Er beschreibt dabei das Drücken oder Massieren von bestimmten Akupunkturpunkten. Diese Punkte am menschlichen Körper stammen aus der chinesischen Medizin. In China selbst wird die Akupressur meist zur Selbstmassage angewendet und/oder durch Tuina-Therapeuten in der Behandlung genutzt. Obwohl in der Akupressur und in der Akupunktur die gleichen Punkte am menschlichen Körper genutzt werden, gibt es wesentliche Unterschiede. Dies soll die folgende Darstellung aufzeigen:
Akupressur
- Stimulierung der Punkte mit den Händen
- Ein Areal um den Punkt herum wird massiert
- Akupressur darf jeder durchführen
- Ist kinderleicht in der Anwendung
Akupunktur
- Stimulierung der Punkte mit Akupunkturnadeln
- Der Punkt muss zielgenau getroffen werden
- Akupunktur dürfen nur Ärzte oder Heilpraktiker anwenden
- Erfordert eine umfangreiche Ausbildung
Die einfache Anwendung steht im Vordergrund
Ein wesentlicher Vorteil der Akupressur ist, dass sie sehr schnell und einfach erlernt werden kann. Darüber hinaus kann sie sowohl zur Selbstmassage oder zur Massage anderer angewendet werden. Für die Massage gibt es verschiedene Techniken:
- Drücken und Pressen – Der Punkt sollte mehrmals gedrückt werden.
- Drücken und Halten – Hierbei wird der Punkt gedrückt und für ca. 30 Sekunden gehalten.
- Kreisenden Massage – Mit dem Daumen wird etwas Druck auf den Akupunkturpunkt gegeben. Danach wird das Gewebe mit leichten, kreisenden Bewegungen massiert. Häufig wird diese Art der Massage unbewusst bei Kopfschmerzen im Schläfenbereich angewendet.
- Klopfen – Die lockere Faust klopf sanft auf den Akupunkturpunkt, eignet sich besonders für Punkte auf dem Bauch oder auf dem Rücken.
- Halten – Mit leichtem Druck wird ein Punkt gehalten
- Greifen – Mit der Hand wird eine Hautpartie ergriffen und angehoben. Dies kann sehr wohltuend im Nackenbereich sein.
- Reiben – Ein Areal wird entweder mit dem Daumen oder der Handkante berührt und durch schnelles Reiben erwärmt.
Die Punktauswahl für die Massage ergibt sich aus dem Symptom oder der Erkrankung. Im Blog finden sich dazu verschiedene weitere Artikel.
Was gilt es zu beachten?
Die Häufigkeit einer Massage richtet sich nach den Beschwerden. Bei akuten Beschwerden ist daher eine mehrmalige Anwendung am Tag sinnvoll. Bei chronischen Beschwerden ist hingegen meist eine tägliche Anwendung ausreichend.
Insgesamt verstärkt sich die Wirkung der Akupressur durch Regelmäßigkeit und eine bewusste Durchführung. Je fokussierter und präsenter die Massage dabei durchgeführt wird, desto nachhaltiger wird sie sein.
Vorsichtig sollte man mit der Akupressur bei einer Schwangerschaft, schwerwiegenden Infektionen und schweren Erkrankungen sein. Die Akupressur ersetzt in keinem Fall eine notwendige Therapie! Ferner sollten die Massage nicht in entzündeten Bereichen durchgeführt werden. Ein Hinweis auf eine Entzündung ist dabei eine gerötete, geschwollene, überwärmte und/oder schmerzende Hautpartie.
Wie wirkt die Akupressur?
Die wohltuende Wirkung der Akupressur beruht auf verschiedenen Reaktionen des Nervensystems auf Berührung. Zum einen wird im massierten Areal die Durchblutung gefördert. Dadurch entspannt sich die Muskulatur und Stoffwechselprodukte können besser abtransportiert werden. Zum anderen setzt sich der Massagereiz über das Nervensystem fort und kann über den sogenannten Somatoviszeralen Reflex die inneren Organe regulieren.
Eine weitere Wirkung einer Druckmassage ist die Schmerzlinderung durch die „Gate-Controll- Theorie“ nach Melzack. Diese Theorie erklärt im Wesentlichen, dass Berührung die Schmerzwahrnehmung im Rückenmark blockieren kann. Die Folge ist eine Schmerzlinderung.
Fern ab von diesen hier stark vereinfachten Wirkmechanismen hat Berührung grundsätzlich eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem. Berührung spricht dabei den Teil des Nervensystems an, welcher den Körper in Ruhephasen steuert. Der Mediziner bezeichnet diesen Teil als den sogenannten Parasympathikus. Darüber hinaus schüttet der Körper bei Berührung die Hormone Oxytocin und Dopamin aus. Auch diese haben eine entspannende und damit äußerst wohltuende Wirkung.
Abschließende Worte
In der heutigen manchmal als „Apparatemedizin“ bezeichneten Medizin spielt Berührung eine immer geringere Rolle. Dies ist äußerst bedauerlich und nimmt ihr einen wesentlichen Aspekt, den der menschlichen Zuwendung. Dies ist mit ein Grund dafür, warum ich in der Praxis mit der Leitbahntherapie nach Dr. Wang Ju-Yi arbeite und die Akupressur hier vorstelle. Mehr Informationen zur Leitbahntherapie.
Das Berührung nach wie vor wichtig ist, zeigt auch folgende Aussage von Prof. Dr. Grönemeyer im Kölner Talk: „Wir müssen berührt werden, das gilt auch in der Medizin. Wir fassen nicht mehr an, wir geben keine Nähe mehr durch körperliche Nähe. Wir müssen uns umarmen, wir müssen uns fühlen, auch in der Medizin. Das ist heilsamer als ein Großteil von Medikamenten“. In diesem Sinne wünsche ich ein gutes Gelingen bei der Akupressur.
Alle Anleitungen können im Blog Akupressuranleitungen nachgelesen werden.