Nach der Operation sollte es doch eigentlich besser sein
In der Regel gibt es gute Gründe, eine Operation durchzuführen. Sei es eine Verletzung durch einen Sturz oder eine Bauchoperation aufgrund einer Blinddarmentzündung. Weitere Indikationen können Operationen zum Einsetzen einer Knie- und Hüftprothesen sein. In diesem Sinne werden in Deutschland jährlich ungefähr 18 Millionen operative Eingriffe durchgeführt. Meist ohne Komplikationen und ohne bleibende Beschwerden.
Bei 10% der operierten Patienten kommt es allerdings dazu, dass sich als Folge der Operation mittlere oder starke chronische Schmerzen bilden. Diese Schmerzen werden daher auch als chronischen postoperativen Schmerzen bezeichnet. Nach einer im Deutschen Ärzteblatt (2019) veröffentlichen Definition müssen dafür folgende Punkte erfüllt werden:
Schmerzen…
- die nach einem chirurgischen Eingriff entstehen oder an Intensität zunehmen
- die mindestens drei Monaten andauern und sich erheblich negativ auf die Lebensqualität auswirken
- die eine Fortsetzung von akuten, postoperativen Schmerzen sind oder sich nach einer schmerzfreien Periode entwickeln
- die in der operierten Körperregion oder in der unmittelbaren Umgebung auftreten (zum Beispiel Innervationsbereich, Referenz-Dermatom bei Viszeralchirurgie)
- für die andere mögliche Gründe ausgeschlossen wurden (zum Beispiel Infektion, Krebsrezidiv)
werden als chronischen postoperativen Schmerzen bezeichnet.
Besonders häufig treten diese Schmerzen nach Operationen im Thoraxbereich sowie nach Amputationen und nach orthopädischen Eingriffen auf. Diesbezüglich gibt es für die Betroffenen nach der Operation noch kein zufriedenstellendes Behandlungskonzept in der Humanmedizin. Natürlich können Schmerzmedikamente eingenommen werden, allerdings können diese als Dauermedikation erhebliche Nebenwirkungen haben. Postoperative Schmerzen nach einer Prothese (Knie oder Hüfte) oder einer Amputation sind außerdem therapeutisch schwierig, da die schmerzverursachenden Gewebe entfernt wurden.
Die chinesische Medizin (CM) bietet hier mit der Akupunktur eine ergänzende Behandlung an, um auch diese Schmerzen zu lindern. Eine Stärke der CM liegt insbesondere darin, Schmerzen zu verringern die schon vor oder nach der Operation auf Witterungsbedingungen wie Kälte oder Regen reagieren. Darüber hinaus bei schmerzenden Narben sowie nach bei Schmerzen lange nach orthopädischen Operationen.
Wie beurteilt die chinesische Medizin Postoperative Schmerzen?
In der CM wird in der Schmerztherapie ein multimodaler Ansatz verfolgt. Dabei wird in der Anamnese der gesamte Mensch betrachtet sowie die individuellen Schmerzen differenziert. Je nach Schmerzintensität und Ausprägung werden die Akupunktur als auch Arzneimittel ausgewählt. Neben diesem Ansatz kann die Akupunktur die Wirksamkeit der Schmerzmittel verbessern, wodurch häufig deren Dosis verringert werden kann. Dadurch können die Nebenwirkungen der Arzneimittel weniger stark ausgeprägt sein. Gerade bei witterungsbedingten Schmerzen nach Operationen verfügt die CM über ein umfangreiches klinisches Wissen und verzeichnet gute Erfolge.
Wie behandelt die chinesische Medizin Menschen mit postoperative Schmerzen?
Je nach Art der postoperativen Schmerzen werden auch der CM verschiedene Verfahren angewendet. Insbesondere die Akupunktur und Arzneirezepturen. Als multimodale Therapie gibt es allerdings auch weitere therapeutische Möglichkeiten wie Bewegungsübungen, äußere Anwendungen oder Gua Sha. Jede dieser Therapien wird passend zum Beschwerdebild und Patienten ausgewählt. Hierbei ist die Leitbahntherapie nach Dr. Wang Ju-Yi zielführend. Wie ich in der Behandlung vorgehe, beschreibe ich im Bereich: Behandlung.
Was sagen die Studien zur Behandlung von Menschen mit postoperative Schmerzen und der Akupunktur?
Da jährlich weltweit mehr als 300 Millionen Operationen durchgeführt werden sind postoperative Schmerzen ein durchaus reales Problem im Gesundheitswesen. Daher gibt es auch einige Studien zur Linderung dieser Schmerzen mit der Akupunktur. So zeigte eine Übersichtsarbeit von Sun et al. (2008), das Akupunktur unmittelbar nach der Operation die Schmerzen senken konnte. Dies ist insofern interessant, da gerade starke Schmerzen nach einer Operation die Entstehung von chronischen Schmerzen fördert.
Im Jahr 2022 wurde eine neue Übersichtsarbeit von Sha, Godhardt und Spofford durchgeführt. Gerade bei Operationen im Bauch und gynäkologischen Bereich zeigte sich, dass die Akupunktur postoperative Schmerzen lindern konnte.
- Shah, S., Godhardt, L., & Spofford, C. (2022). Acupuncture and postoperative pain reduction. Current Pain and Headache Reports, 26(6), 453–458. https://doi.org/10.1007/s11916-022-01048-4
- Sun, Y., Gan, T. J., Dubose, J. W., & Habib, A. S. (2008). Acupuncture and related techniques for postoperative pain: A systematic review of randomized controlled trials. British Journal of Anaesthesia, 101(2), 151–160. https://doi.org/10.1093/bja/aen146
- Wu, M.-S., Chen, K.-H., Chen, I.-F., Huang, S. K., Tzeng, P.-C., Yeh, M.-L., Lee, F.-P., Lin, J.-G., & Chen, C. (2016). The efficacy of acupuncture in post-operative pain management: A systematic review and meta-analysis. PLOS ONE, 11(3), e0150367. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0150367
- Geil, D., Thomas, C., Zimmer, A., & Meißner, W. (2019). Chronified pain following operative procedures. Deutsches Ärzteblatt international. https://doi.org/10.3238/arztebl.2019.0261
- Sun, P. (2007). Management of Postoperative Pain with Acupuncture. Elsevier Health Sciences.