Mit Kopfschmerzen ist der Tag gelaufen
An Kopfschmerzen leiden unglaublich viele Menschen. Knapp 10% der Frauen und Männer in Deutschland sind regelmäßig von Migräne betroffen. Wobei diese nur eine der unzähligen verschiedenen Kopfschmerzarten ist. Nicht weniger als 200 Arten werden in der Humanmedizin unterschieden. Die Meisten davon sind allerdings selten. Die zwei häufigsten sind:
- Spannungskopfschmerz
- Migräne
Oft wird auch der sogenannte primäre und sekundäre Kopfschmerz unterschieden. Wobei der sekundäre als Folge einer anderen Erkrankung oder durch klare Auslöser (Alkohol oder Medikamente) charakterisiert ist. Der primäre Kopfschmerz ist in Abgrenzung dazu Teil der Kopfschmerzerkrankung.
Gerade die Migräne verursacht bei den Betroffenen einen hohen Leidensdruck, geht die Migräne doch nicht nur mit Kopfschmerzen einher, sondern beeinträchtigt auch das Leben insgesamt. Ferner ist es eine chronische Erkrankung, für welche es noch keine heilende Therapie gibt. Begleitsymptome wie Übelkeit, Schwindel, Lichtempfindlichkeit und Schmerzen durch Bewegung gehören außerdem zum typischen Bild der Erkrankung. In einigen Fällen geht den Kopfschmerzen dabei eine sogenannte Migräneaura voraus. Hierbei breiten sich im Sichtfeld gezackte Linien aus und Teile verschwimmen wie fließendes Wasser. Die möglichen Auslöser für einen Migräneanfall reichen dabei über Schlafmangel, bestimmte Nahrungsmittel oder bestimmte Gerüche in der Umgebung.
Wie bei vielen chronischen Erkrankungen wird der Krankheitsmechanismus noch erforscht daher besteht die Behandlung bei Migräne in erster Linie in der Schmerzlinderung. Neben Aspirin können weitere Medikamentengruppen wie Triptane zum Einsatz. Sind diese nicht ausreichend wirksam, werden auch Betablocker, Antikonvulsiva und Antidepressiva eingesetzt. Bezüglich dieser Medikamente gilt allerdings, dass immer auch deren Nebenwirkungen mitberücksichtigt werden sollten. Außerdem haben insbesondere in der kopfschmerzfreien Zeit vorbeugenden Maßnahmen (Entspannungsverfahren u.a.) einen hohen Stellenwert. Daher sollten insbesondere Menschen mit chronischer Migräne multimodal behandelt werden, so die Autoren des Ratgebers Schmerz- eine Herausforderung. Aus diesem Grund bietet sich die chinesische Medizin mit ihren verschiedenen Therapieverfahren an, um Menschen mit Migräne zu helfen.
Wie beurteilt die chinesische Medizin Kopfschmerzen wie Migräne
Die chinesische Medizin verfolgt in der Schmerztherapie immer einen multimodalen Ansatz, welcher den gesamten Menschen erfasst. Um eine zielführende Behandlung durchzuführen, ist hierfür eine genaue Anamnese notwendig. Wichtig ist dabei die Schmerzlokalisation, der Schmerzcharakter, sowie die Begleitumstände. Erst durch ein klares Verständnis des Beschwerdebilds kann die individualisierte Behandlung erfolgen. Dies gilt in der Akupunktur als auch in der Arzneibehandlung. Darüber hinaus werden die Akupunkturpunkte und Arzneirezepturen im Laufe einer Behandlung stetig angepasst, um immer ein optimales Therapieergebnis zu ermöglich. Mehr Informationen dazu finden Sie im Bereich Behandlung.
Bestehen neben den Schmerzen Müdigkeit oder psychische Beschwerden wird dies ebenso berücksichtig wie verschiedene Schmerzqualitäten, von denen Betroffene berichten. Jeder dieser Faktoren beeinflusst somit die Behandlung.
Wie behandelt die chinesische Medizin Menschen mit Migräne
In der Behandlung der betroffenen Menschen kommen je nach Art der Migräne und Diagnose im Sinne der chinesischen Medizin verschiedene Verfahren zum Einsatz. Insbesondere die Akupunktur und Arzneirezepturen. Auch die Lebensführung sollte betrachtet werden, dazu zählt neben der Ernährung auch der Umgang mit Stress im weitesten oder die Schlafhygiene.
Hierbei werden die Verfahren immer individuell angepasst und auf den einzelnen Menschen abgestimmt. Neben der Anamnese ist außerdem eine genaue körperliche Untersuchung als Teil der Leitbahntherapie nach Dr. Wang Ju-Yi hilfreich. Dies dient dazu, die Behandlung so genau als möglich zu gestalten. Gerade die Akupunktur zeigt hier ihre Stärken. Je nachdem wie der Schmerzcharakter ist und wo die Schmerzen verortete sind, werden andere Akupunkturpunkte verwendet, um zu behandeln. Es gibt hier keine Schema F für eine Behandlung. Wie ich dabei vorgehe, beschreibe ich im Bereich: Behandlung.
Was sagen die Studien zur Migräne und chinesischen Medizin
Nach einem Studienüberblick der AGTCM – Fachverband für Chinesische Medizin zeigt sich, dass die Verfahren der chinesischen Medizin einen positiven Einfluss auf die Schmerzwahrnehmung und die Häufigkeit der Migräneanfälle haben können. Dieser Effekt zeigt sich nach 6-8 Behandlungen. Ferner gibt es immer auch Patienten, welche nicht auf die Akupunktur reagieren.
In der Übersichtsarbeit der Cochrane Collaboration von Linde et al. (2016) zeigte sich außerdem, dass die echte Akupunktur (Verum) die Häufigkeit der Schmerzattacken am deutlichsten senken konnte.
Dies wird auch in einer neuen Übersichtsarbeit von Li et al. (2020) bestätigt. Dort schreiben sie: „Die Ergebnisse zeigen, dass Akupunktur einen messbaren Effekt auf die Dauer und die Häufigkeit der Migräneattacken hat. In vielen Studien konnte außerdem gezeigt werden, dass Akupunktur eine sichere, effiziente und verfügbare alternative Behandlung sein kann, welche einigen Migränepatienten helfen könnte“. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam Linde et al. (2016) übrigens auch in der der Übersichtsarbeit zum Spannungskopfschmerz und Akupunktur.
- Li, Y.-X., Xiao, X., Zhong, D.-L., Luo, L.-J., Yang, H., Zhou, J., He, M.-X., Shi, L.-H., Li, J., Zheng, H., & Jin, R.-J. (2020). Effectiveness and safety of acupuncture for migraine: An overview of systematic reviews. Pain Research and Management, 2020, 1–14. https://doi.org/10.1155/2020/3825617
- Linde, K., Allais, G., Brinkhaus, B., Fei, Y., Mehring, M., Shin, B.-C., Vickers, A., & White, A. R. (2016). Acupuncture for the prevention of tension-type headache. Cochrane Database of Systematic Reviews, 2016(8). https://doi.org/10.1002/14651858.CD007587.pub2
- Linde, K., Allais, G., Brinkhaus, B., Fei, Y., Mehring, M., Vertosick, E. A., Vickers, A., & White, A. R. (2016). Acupuncture for the prevention of episodic migraine. Cochrane Database of Systematic Reviews, 2018(4). https://doi.org/10.1002/14651858.CD001218.pub3
- Nobis, H., Rolke, R., Graf-Baumann, T., Förderreuther, S., Hüppe, M. & Sommer, C. (2020). Schmerz – eine Herausforderung: Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige (3., vollst. akt. u. erw. Aufl. 2020). Springer.