Reizdarm und chinesische Medizin

Schmerzen, Aufstoßen und Übelkeit

Der sogenannte Reizdarm oder der Reizmagen sind häufige Erkrankungen. Fast jeder Hundertste leidet in Deutschland nach einer aktuellen Studie an diesen sogenannten Syndromen (Häuser et al. 2019). So häufig die Erkrankungen auch sind, es gibt bisher keine allgemeingültige Behandlung aus der Humanmedizin. Es bleibt daher in der Regel bei einer Linderung der Symptome, häufig in Verbindung mit Psychotherapie (Nobis et al., 2020).

Beide Erkrankung stellen haben keine organische Ursache, sie werden daher als funktionelle Störungen des Magen-Darms bezeichnet. Typischerweise zeigen sich die Syndrome durch Bauschmerzen, Blähungen, Unwohlsein sowie Durchfall im Wechsel mit Verstopfung. Wobei gerade die Schmerzen sehr häufig auftreten und für die Diagnose wichtig sind. Genau hier setzt die chinesische Medizin an, um die Beschwerden des Reizdarms oder Reizmagens zu lindern.

Wie beurteilt die chinesische Medizin das Reizdarm-Syndrom

In der Schmerztherapie der chinesischen Medizin dreht sich alles um den Schmerzcharakter. Damit ist insbesondere gemeint, wie sich der Schmerz zeigt und mit welchen Veränderungen er außerdem einhergeht. Im Zentrum steht der Mensch mit seinen Beschwerden, nicht eine Laboruntersuchung.

Dadurch hat die chinesische Medizin einen anderen Zugang zu Erkrankungen. Beispielsweise ist im Sinne der chinesischen Medizin die Menge der Nahrung und die Art der Nahrungsaufnahme eine häufige Ursache für den Reizdarm. Daneben kennt die chinesische Medizin noch weitere Ursachen, welche jeweils anders behandelt werden. Die Unterscheidung erfolgt, wie oben erwähnt durch die Art der Beschwerden. Beispielsweise werden folgende Verdauungsbeschwerden mit Bauchschmerzen unterschieden:

Bauschmerzen, welche …

  • Durch Essen verschlimmert werden, mit häufigem Aufstoßen, Spannungsgefühl im Bauch
  • Stark auf Stress reagieren, zum Beispiel mit Übelkeit kommen und gehen. Häufig auch mit Durchfall und Verstopfung im Wechsel
  • Häufig auf viele Nahrungsmittel reagieren, es aber nicht klar wird, worauf eigentlich genau
  • Mit Kraftlosigkeit einhergehen und mit schleimigen Durchfall auftreten
  • zusätzlich Müdigkeit und Kältegefühl auftritt

Diese Differenzierung und die daraus abgeleiteten Behandlungsstrategien sind Teil der Schmerztherapie der chinesischen Medizin. Je nach Schmerzart gestaltet sich daher die Behandlung anders.

Wie behandelt die chinesische Medizin Menschen mit Reizdarm?

In der Behandlung von Menschen mit Reizdarm kommen je nach Diagnose im Sinne der chinesischen Medizin verschiedene Verfahren zum Einsatz. Meist allerdings die Akupunktur und Arzneirezepturen.

Hierbei werden beide Verfahren immer individuell angepasst und auf den einzelnen Menschen abgestimmt. Es gibt hier kein Schema F für eine Behandlung. Neben der Anamnese ist außerdem eine genaue körperliche Untersuchung als Teil der Leitbahntherapie nach Dr. Wang Ju-Yi hilfreich. Dies dient dazu, die Behandlung so genau als möglich zu gestalten. Gerade die Akupunktur zeigt hier ihre Stärken. Je nachdem wie der Schmerzcharakter ist und wo die Schmerzen verortete sind, werden andere Akupunkturpunkte verwendet, um zu behandeln. Wie ich dabei vorgehe, beschreibe ich im Bereich: Behandlung.

Was sagen die Studien zur Behandlung des Reizdarms und der chinesischen Medizin?

Erfreulicherweise gibt es immer mehr Studien zur Behandlung von verschiedenen Beschwerden mit den Verfahren der chinesischen Medizin. Dies gilt auch für die Behandlung des Reizdarms. Die Übersichtsarbeit von Yan et al. (2019) fasst hier nicht weniger als 21 Studien zusammen. Das Ergebnis ist, dass die chinesische Medizin mit ihren Therapiemethoden Akupunktur und Kräuterrezepturen, eine sichere und effektive Behandlungsmethode ist.

  • Yan, J., Miao, Z., Lu, J., Ge, F., Yu, L., Shang, W., Liu, L., & Sun, Z. (2019). Acupuncture plus chinese herbal medicine for irritable bowel syndrome with diarrhea: A systematic review and meta-analysis. Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine, 2019, 1–16. https://doi.org/10.1155/2019/7680963
  • Häuser, W., Marschall, U., Layer, P., & Grobe, T. (2019). The prevalence, comorbidity, management and costs of irritable bowel syndrome: An observational study using routine health insurance data. Deutsches Aerzteblatt Online. https://doi.org/10.3238/arztebl.2019.0463
  • Maclean, W., Lyttleton, J. (2007). Klinisches Handbuch der Inneren Medizin, Band 2 Milz und Magen, Verlag für Ganzheitliche Medizin,Seite 536-553